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Schenkenfelden, 5.10.2019

Mukti visiting World Roof School
Schenkenfelden, Oktober 2018
18. Oktober 2018
Rangun/Myanmar, 3.2.2020
4. April 2021

Schenkenfelden, 5. Oktober 2019

Es ist kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht, aber auch wie schnell sich manches ändern kann. Daher bin ich sehr froh, dass ich letzten Sommer nach 6 Jahren Abwesenheit endlich wieder ein Visum für Pakistan bekommen habe. Ich nutzte meinen einmonatigen Aufenthalt in der grandiosen Bergwelt Nordpakistans, um Freunde zu treffen, einige mir noch unbekannte Täler zu bereisen und vor allem, um die World Roof Public School im Yasin Valley zu besuchen. Die Begegnung mit den Schülerinnen und Schülern am letzten Schultag vor den Sommerferien war sehr berührend und erfüllend. Bei strahlendem Sonnenschein schien die Schulwelt letzten Juli noch in bester Ordnung zu sein, wobei sich mein Freund und Partner Muhammad Karim – der Initiator unseres Herzensprojekts – bereits damals Gedanken über den Weiterbestand der Schule gemacht hat. Umso überraschter war ich daher, als ich dann von ihm Anfang April eher zufällig von der Schließung der Schule erfahren habe.

Einige meiner Freunde zeigten sich verwundert, dass ich die Schließung der Schule relativ gelassen hingenommen habe, da ich so viel Zeit, Energie und Herzblut in dieses Projekt gesteckt habe. Ich habe ihnen entgegnet, dass ich mein Bestes gegeben habe, um die Schule zu bauen und ihren Fortbestand zu sichern, aber manchmal gilt es auch einfach Liebgewonnenes loszulassen …

An dieser Stelle lohnt sich ein kurzer Rückblick auf die Geschichte der Schule, die vor ca. 20 Jahren als Lalik Jan Shaheed Higher Secondary School gegründet worden ist. Damals gab es in der Ortschaft Hundur im Yasin Valley für Schülerinnen und Schüler nach der Volksschule keine brauchbare Möglichkeit eine weiterführende Schule zu besuchen, sodass die Dorfgemeinschaft eine Schule gegründet hat, die nach dem in diesem Ort geborenen Kriegshelden Lalik Jan Shaheed Lalikabadi benannt worden ist, der für seinen heldenhaften Einsatz im „Kargil-Krieg“ gegen Indien den höchsten pakistanischen Orden bekommen hat. Ich habe die Schule 2007 besucht und 2010 den Ankauf von Sesseln und Tischen finanziert, da die Schülerinnen und Schüler damals noch alle auf dem Boden gesessen sind. Nach dem Hochwasser im Jahre 2010 ist das gemietete Schulgebäude beschädigt worden, und ich habe mich auf Bitte von Muhammad Karim, der damals die Schule geleitet hat, bereit erklärt ein Stück Land zu kaufen, um den Bau eines neuen Schulgebäudes zu ermöglichen.

2011 habe ich dann den Verein „Bildung für Pakistan“ gegründet, um mit Hilfe von Spenden und Einnahmen aus meinen Reisevorträgen dieses wunderbare Projekt Wirklichkeit werden zu lassen. Im Sommer 2011 bin ich mit meinem braven „Gani“ wieder nach Pakistan gefahren, habe 5 Freunde aus Oberösterreich vom Flughafen in Islamabad abgeholt und bin mit ihnen nach Hundur gefahren, um die Schule zu besuchen. Danach waren wir Ehrengäste bei der Hochzeit von Muhammad und seiner Frau Fatima, die mittlerweile 2 Töchter haben.

2012 besuchten an die 200 Schülerinnen und Schüler die Schule, die 2013 schließlich fertiggestellt worden ist. Der Schulbetrieb finanzierte sich aus den monatlichen Schulgebühren der Schülerinnen und Schüler von umgerechnet von 2-3 Euro sowie Spenden aus Österreich und Deutschland. Aufgrund der extrem niedrigen Gehälter der Lehrerinnen und Lehrer (ca. 35 Euro pro Monat) war der laufende Schulbetrieb über mehrere Jahre hinweg gesichert.

Allerdings haben sich die Rahmenbedingungen für den Weiterbestand der Schule grundlegend geändert, da in den letzten Jahren in Hundur insgesamt 3 Schulen gebaut worden sind: Eine „Army School“ für Jungs, eine „Government Girl´s School“ für Mädchen und schließlich eine „Diamond Jubilee School“ von der Aga Khan Foundation. Da die Eltern für ihre Kinder in den beiden erstgenannten Schule kein Schulgeld bezahlen müssen, sind die Schülerzahlen über die Jahre hinweg auf zuletzt 120 Kinder und Jugendliche gesunken, sodass ein vernünftiger Weiterbetrieb ohne regelmäßige Zuwendungen aus dem Ausland nur mehr schwer möglich gewesen wäre.

Auf der Suche nach einer nachhaltigen Lösung für den Fortbestand der Schule hat Muhammad bereits vor einem Jahr Kontakt mit der Karakoram University in Gilgit aufgenommen. Aus der geplanten Übernahme als eine Art „Junior Campus“ wurde (leider) nichts, sodass Muhammad derzeit auf eine Übernahme durch die Aga Khan Foundation hofft, die in der teilautonomen Region Gilgit-Baltistan mehr als hundert Schulen betreibt. Karim Aga Khan IV. ist der religiöse Führer der Ismaeliten, die im Yasin Valley sowie auch in einigen anderen Regionen Nordpakistans die Bevölkerungsmehrheit stellen. Über seine Foundation wurden und werden viele Schulen gebaut und zahlreiche Hilfsprojekte ins Leben gerufen. Wenn die Aga Khan Foundation unsere Schule, die derzeit leer steht, nicht übernimmt, dann müssen wir uns eine Lösung einfallen lassen, wie die Dorfgemeinschaft von Hundur das Gebäude am besten nutzen kann – z. B. in Form einer lokalen Begegnungsstätte bzw. Bildungseinrichtung, wo man Englisch oder den Umgang mit Computern lernen kann und/oder wo Frauen ihr (traditionelles) Wissen an andere Frauen weitergeben können …

Wie es mit der Schule weitergehen wird, lässt sich derzeit schwer voraussagen. Ich bin allerdings zuversichtlich, dass wir eine gute und nachhaltige Lösung finden werden. Und ich möchte an dieser Stelle noch erwähnen, dass durch die Schließung der Schule nun auch keine Patenschaften mehr benötigt werden, da die Eltern jetzt keine Schulgebühren mehr zahlen müssen. In diesem Sinne herzlichen Dank an all jene, die durch ihre Patenschaften Schülerinnen und Schüler über mehrere Jahre hinweg tatkräftig unterstützt haben, und natürlich auch all alle anderen Spenderinnen und Spendern, die zum Bau und zum laufenden Betrieb der Schule beigetragen haben.

Und falls jemand Zeit und Lust hat, kann er oder sie noch gerne einen Blick auf die (nicht mehr ganz aktuelle) Webseite der Schule und die Spendenliste werfen, auf der fast 55.000 Euro an Einnahmen durch Spenden und meine Vortragstätigkeit aufscheinen:

www.rudolf-gossenreiter.at/bildung-fuer-pakistan

Und wer mit mir gefahrlos per Multimediaschau durch mein geliebtes Pakistan reisen möchte, hat dazu demnächst mehrere Möglichkeiten:

Am Montag, den 7. Oktober um 19:15 im Atrium in Bad Schallerbach und am Donnerstag, den 27. November um 19:00 in der Urania in Wien. Zudem wird Pakistan auch in meinem neu überarbeiteten Seidenstraße-Vortrag am Donnerstag, den 17. Oktober um 19:30 im Volkshaus Dornach in Linz vorkommen. Und wer mehr über Indien – den „Erzfeind“ Pakistans – erfahren möchte, dem oder der empfehle ich meinen Indien-Vortrag am Montag, den 18. November um 19:15 im Atrium in Bad Schallerbach

Die Termine fürs nächste Jahr stehen noch nicht fest, werden aber bald hier unter Termine zu finden sein: www.rudolf-gossenreiter.at

Ich bedanke mich für eure Aufmerksamkeit und für eure bisherige Unterstützung und freue mich auf ein baldiges Wiedersehen bei einem meiner Vorträge – und vielleicht auch bei meiner 60iger Feier im Jänner nächsten Jahres, falls ich diesen denkwürdigen Tag im kalten Österreich verbringen werde …

In diesem Sinne herzlichen Grüße aus dem Mühlviertel und alles Gute für die Zukunft

Mukti & Gani